Es kommt immer wieder vor, dass Patienten mit einer Lungenerkrankung davon ausgehen, dass sie an einer COPD leiden, obwohl sie tatsächlich Asthmatiker sind. Dr. Klaus Schild, Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Schlafmedizin am Klinikum Werra-Meißner, im Interview über die Unterschiede der beiden Krankheiten und darüber, wie Patienten ihr Leiden lindern können.

Dr. Schild, wie würden Sie einen COPD-Patienten beschreiben?

Chefarzt Dr. Klaus Schild und Oberarzt Marc-Oliver Fischer vom Klinikum Werra-Meißner

Experten in Sachen Pulmologie: Chefarzt Dr. Klaus Schild und Oberarzt Marc-Oliver Fischer vom Klinikum Werra-Meißner.

Dr. Klaus Schild:. Die Patienten bekommen schlecht Luft, husten viel. Ich sehe meistens nur die Patienten, die als akute Notfälle ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das kann auch tödlich enden. COPD ist eine Erkrankung, bei der es durch äußere Reize zu einer Schädigung kommt. Die Schädigung der Bronchien und der Lunge wird zu etwa 80 bis 90 Prozent durch Tabakkonsum verursacht.

 Also ist COPD eine Rauchererkrankung?

Dr. Schild: Das könnte man so sagen. Allerdings erkranken wiederum „nur“ 20 bis 25 Prozent der Raucher an COPD. Das Fortschreiten der Erkrankung wird durch das Ausschalten der Noxe als Auslöser nur verlangsamt, aber nicht beendet. Jedoch gilt das Ausschalten der Ursache als ein entscheidender Faktor. Es ist also wichtig, dass Raucher mit COPD mit dem Rauchen aufhören – auch wenn das ihre Erkrankung nicht verschwinden lässt.

 Es ist bekannt, dass einige Patienten, die die Diagnose COPD bekommen, eigentlich an Asthma leiden und das erst später herauskommt.

Dr. Schild: Das ist tatsächlich so. Asthma bronchiale ist wie auch COPD eine Erkrankung, die sich durch verengte Bronchien auszeichnet. Anders als bei COPD beruht diese Verengung aber auf einen indirekten Reiz. Beim allergischen Asthma sind Pollen aus der Umgebungsluft der indirekte Reiz, auf den der Körper mit einer Entzündung reagiert. Diese führt zu einer Verengung der Bronchien, zum Anschwellen der Bronchialschleimhaut und zum Zusammenziehen der Muskeln.

Worin besteht denn der Unterschied zu COPD?

Dr. Schild: Der Unterschied zu COPD besteht darin, dass die Verengung der Bronchien bei Asthma reversibel ist. Dies bedeutet, dass hier schnell präventiv behandelt werden muss. Bei Patienten, die über Jahre hinweg falsch behandelt wurden, kommt es zu einer irreversiblen Verengung der Bronchien. Somit ist die Lungenfunktion nicht mehr von einer COPD zu unterscheiden. Daraus resultiert, dass unter den COPD-Patienten auch einige Asthma-Patienten stecken, die falsch behandelt wurden. Gerade bei den etwa 20 Prozent nicht rauchenden Patienten wäre das möglich.

Wie können Patienten das herausfinden?

Dr. Schild: Ja, da liegt die diagnostische Aufgabe bei den Ärzten. Eine Ausdifferenzierung ist jedenfalls sehr wichtig. Schließlich könnten Asthma-Patienten noch andere Behandlungen bekommen, die zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Symptome führen könnten. Beispielsweise kann eine Hyposensibilisierung bei einem allergischen Asthma ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder eindämmen.

Was können Patienten selbst für sich tun?

Dr. Schild: Bei allen Lungenerkrankungen spielt Sport – genauer gesagt Lungensport – eine wichtige Rolle. Es wird das Zwerchfell als Hauptatmungsmuskel trainiert. Somit kann ein gut trainiertes Zwerchfell die Luft besser und länger durch verengte Bronchien pumpen. Daran lässt sich erkennen, welche Möglichkeiten bereits der Einzelne besitzt, um die eigene Erkrankung besser zu beeinflussen. Hier liegt ein wahnsinniges Potenzial, was geweckt werden kann.

Was empfehlen Sie speziell für den Werra-Meißner-Kreis?

Dr. Schild: Für die Steigerung der Gesamtgesundheit im Werra-Meißner-Kreis müssen präventive Maßnahmen angeboten und durchgeführt werden. Es gibt schon Angebote für Lungensport und Raucherentwöhnung, aber hier wären noch mehr Angebote im Kreis verteilt sinnvoll. Es ist wichtig, mehr Wert auf diese Dinge zu legen, denn sie führen nachweislich zu einer deutlichen Verbesserung bei allgemeinen Lungenerkrankungen und helfen den Patienten enorm.